Ein Hauptunterschied zu sogenannten "lebenden Organismen" ist die Tatsache, dass Viren keinen eigenen Stoffwechsel oder die Fähigkeit zur Selbstvermehrung besitzen. Daher ist ein Virus zur Vermehrung auf eine geeignete Wirtszelle angewiesen (REF 1). Der sogenannte zelluläre Tropismus beschreibt, welche Art von Zellen für eine Infektion und Replikation am besten geeignet sind. Zu diesem Zweck besitzen die meisten Viren sehr wichtige Proteine auf ihrer Oberfläche. Diese Proteine binden an spezifische zelluläre Rezeptoren an, was den Eintritt in die Wirtszelle erleichtert. So infiziert beispielsweise das neue Coronavirus SARS-CoV-2 hauptsächlich respiratorische Epithelzellen. Auf diesen Zellen ist der sogenannte ACE-2-Rezeptor der Hauptbindungspartner. Das Hepatitis-C-Virus hingegen infiziert hauptsächlich Leberzellen. Einmal in der Zelle angekommen, kann das Virus die Proteinmaschinerie des Wirts kapern und beginnt, sich mit Hilfe der zelleigenen Proteine und Mechanismen zu vermehren. Im Prinzip können Viren hierfür zwei Strategien verfolgen:
- aktiv replizieren und so viele benachbarte Zellen wie möglich infizieren. Damit erhöht sich die Chance, sich schließlich auf einen neuen Wirtsorganismus auszubreiten
- in eine Art Ruhephase eintreten, die sogenannte Latenz, und auf eine ideale Situation warten, um zu reaktivieren und sich auszubreiten, z. B. wenn das Immunsystem schwach ist.
Viren haben sich über Millionen von Jahren weiterentwickelt. Dabei haben sie Tricks entwickelt, um der Immunantwort von Pflanzen und Tieren zu entgehen. Viele virale Proteine können zum Beispiel die Immunantwort zu ihren Gunsten modulieren, und somit eine immunologische Signalkaskade im Körper unterbrechen. Wirte und Viren haben sich über Millionen von Jahren gemeinsam entwickelt, bestimmte Aspekte des Immunsystems sind das Ergebnis solcher Interaktionen. Dieser Wettlauf um die Vorherrschaft wird immer so weitergehen.